Andreas Hofer Bund e.V.
© Andreas Hofer Bund e.V. 2015
Peter Kienesberger
Tiroler Freiheitskämpfer zu Grabe getragen
Am 25. Juli 2015 nahm eine große Trauergemeinde in Nürnberg Abschied von Peter
Kienesberger. Neben der seiner Frau Elke, der Tochter Gudrun, ihrem Mann und den vier
Enkelkindern waren auch ehemalige Südtiroler Freiheitskämpfer mit einer Abordnung des
Südtiroler Heimatbundes (SHB) mit dessen Obmann Roland Lang gekommen. Auch der
Andreas-Hofer Bund Tirol war mit seiner Fahne anwesend.
Südtiroler Schützen und Vertreter des Andreas Hofer Bundes hielten die Ehrenwache am Sarg.
Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Elmar Thaler, erinnerte in seiner
Gedenkrede an die schwere Zeit, als eine unterdrückte Bevölkerung sich gegen die
Fortführung einer faschistischen Politik der kulturellen Auslöschung der deutschen und
ladinischen Volksgruppe aufgelehnt hatte. Thaler erinnerte daran, dass der junge Peter
Kienesberger sich dem Südtiroler Freiheitskampf angeschlossen hatte, als er von den
Massenverhaftungen und den entsetzlichen Folterungen politischer Häftlinge in Südtirol
erfahren hatte. Zusammen mit den legendären Freiheitskämpfern Georg Klotz und Luis
Amplatz hatte Kienesberger in gewagten Einsätzen sein Leben riskiert, wobei die
Freiheitskämpfer bewusst das Leben der auf sie feuernden italienischen Soldaten geschont
hatten.
Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung, ein ehemaliger Mitangeklagter Peter Kienesbergers, erinnerte
daran, dass die Verurteilung Peter Kienesbergers zu 47 Jahren sowie zu lebenslänglicher Haft
in Italien in menschenrechtswidrigen Abwesenheitsprozessen auf der Basis der alten
faschistischen Strafprozessordnung erfolgt war. In Österreich war Peter Kienesberger in
mehreren Prozessen freigesprochen worden, weil die Geschworenen eine Notstandssituation
in Südtirol und das Recht auf Widerstand bejaht hatten. Im sogenannten Porze-Prozess waren
Kienesberger und seine Mitangeklagten in zweiter Instanz freigesprochen worden, weil die
Geschworenen befunden hatten, dass sie aufgrund der Beweislage die ihnen angelastete Tat
nicht begangen haben konnten. Insgesamt habe Peter Kienesberger aber 6 Jahre und 8
Monate ungerechtfertigte Untersuchungs- und Auslieferungshaft in Österreich und
Deutschland erdulden müssen. Er durfte noch erleben, dass der österreichische Historiker
Oberst Mag. Dr. Hubert Speckner anhand bislang geheimer österreichischer Akten nachweisen
konnte, dass der Freispruch im österreichischen Porze-Prozess zu Recht erfolgt war.
Dipl. Vw. Herwig Nachtmann, ebenfalls ein ehemaliger Mitangeklagter, gedachte des
verstorbenen guten Freundes und schilderte, wie Peter Kienesberger bis zu seinem Tod den
Kampf um die Rechte Südtirols mit den Waffen des Geistes in unermüdlichem publizistischen
Einsatz fortgeführt hatte.
Als die Weisen des Südtiroler Heimatliedes und des „Guten Kameraden“ erklangen, nahm die
Trauergemeinde in stummem Gedenken Abschied von dem Verstorbenen.
Es ist unverstänlich, so der SHB, dass es kein Politiker aus Süd- und Nordtirol der Mühe wert
fand, dem Freiheitskämpfer die letzte Ehre zu erweisen.