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St. Pauls
Sepp Kerschbaumer Gedenkfeier
Weit über 2.000 Personen, darunter rund 1700 Schützen und sehr viele Jugendliche
wohnten der Gedenkfeier am Donnerstag, den 8.Dezember 2011 für Sepp
Kerschbaumer und seine Mitstreiter bei. Aus allem Landesteilen waren sie
gekommen, um die Tiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre zu würdigen, aber
auch um ein klares Bekenntnis zu deren Zielen, heute, 47 Jahre nach Sepp
Kerschbaumers Tod, abzulegen.
Begonnen hatte die diesjährige Kerschbaumer-Gedenkfeier, die vom Südtiroler
Schützenbund und vom Südtiroler Heimatbund gemeinsam organisiert wird, mit der
Meldung der angetretenen Formation durch den Bozener Bezirksmajor Siegfried
Barbieri an den Landeskommandanten des Südtiroler Schützenbundes, Mjr. Elmar
Thaler. Zusammen mit den beiden LKdt. Mjr. Fritz Tiefenthaler (BTSK) und Mjr.
Paolo Dalpra`(WTSB) wurde die Front abgeschritten. Die Musikkapelle St. Michael
Eppan begleitete anschließend die Schützen durch die Gassen von St. Pauls zum
Kirchgang in die Pfarrkirche, dem "Dom auf dem Lande".
Pater Reinald Romaner OFM begann seine Predigt mit einem Auszug aus dem
Eröffnungslied der Schubert-Messe: "Wohin soll ich mich wenden?". Alle Anwesenden
sollten es laut P. Reinald so machen wie Sepp Kerschbaumer, der als Antwort auf
diese Frage Zuflucht im Gebet beim Herrgott suchte. Zudem mahnte er alle
Gläubigen, vor allem in schwierigen Situationen, zum Durchhalten. Er selbst sei
zum Beispiel seit 1981 Mitglied der Schützenkompanie Bozen und habe in den 30
Jahren sehr viel an Höhen und Tiefen miterlebt. Trotzdem, oder gerade deswegen,
bleibe er seiner Kompanie treu.
Nach der Heiligen Messe wurde zum Friedhof marschiert, wo Roland Lang, der
Obmann des Südtiroler Heimatbundes, alle Anwesenden begrüßte. Er erinnerte in
seinen Grußworten unter anderem an die Abtrennung Süd-Tirols vom Vaterland
Österreich im September 1919.
Heute, 50 Jahre nach der Feuernacht, geht unser Ruf nach Wien: Setzt euch für den
österreichischen Pass für uns Süd-Tiroler ein, so Lang abschließend.
Die Historikerin Margareth Lun, Fahnenpatin der Schützenkompanie "Sepp
Kerschbaumer" Eppan und Ehrenkranzträgerin des SSB, hielt anschließend die
Gedenkrede. Sie erläuterte dabei den Unterschied zwischen den Tiroler
Freiheitskämpfer der 1960er Jahre und anderen Untergruppen jener Zeit, wie etwa
die Rote Brigaden oder die RAF.
Unsere Freiheitskämpfer lassen sich nicht in ein Rechts-Links-Schema pressen,
sondern sie haben rein patriotische Motive verfolgt. Den Freiheitskämpfern, die wir
heute ehren, ging es um Würde. Um die Würde des Menschen und um die
Grundwerte menschlichen Seins, ihres Schutzes und ihrer Wahrung in der eigenen
Heimat. Es ging ihnen um Tirol, so Margareth Lun.
Danach spannte sie einen Bogen in die heutige Zeit. Sie zeigt sich erstaunt, wie
leichtfertig es sich der Staat auch heut noch mache, über die Anliegen seiner
Bürger, und vor allem seiner Minderheiten hinweg zu regieren.
Abschließend rief sie dazu auf, den Blick nach vorne zu werfen. Dabei dürfe es aber
nicht verabsäumt werden, vorher aufzuräumen. Dazu gehöre auch, einen
endgültigen Schlussstrich unter die Liebäugelei mit dem Faschismus zu ziehen und
sich nicht nur halbherzig von den faschistischen Relikt - von den Ortsnamen bis zu
den einschlägigen Bauwerken - zu trennen. "Wir sind moralisch verpflichtet, endlich
eine dauerhafte, saubere Lösung zu finden, wo sich nicht die Faschisten eingeladen
fühlen, Kränze niederzulegen und wo nicht immer wieder italienische Identität mit
faschistischem Gedankengut vermischt wird", so Lun in ihrer patriotischen Rede.
Beachtenswert sei, so der Obmann des SHB Roland Lang, das bei ihm ein
italienischer Mitbürger aus Bozen des „Sudtirolese di lingua italiana“ angefragt
habe ob er die Erlaubnis bekäme eine Blumengebinde bei den Gedenkstein
niederlegen dürfte. „Ai Patrioti Suidtirolesi con stima- un sudtirolese di lingua
italiana“ ( Mit Wertschätzung für die Südtiroler Patrioten, von einem Südtiroler mit
italienischer Muttersprache ) hieß es auf der Schleife.
Wenn man weiß, daß Kerschbaumer vielen armen italienischen Industriearbeitern,
die in seinem Geschäft in Frangart Kunden waren, des öfteren Schulden erließ und
einem italienischen Arbeiter sogar einmal ein Fahrrad schenkt, so würde diese
Ehrrebietung sicher auch Kerschbaumer freuen, so der Obmann des SHB.
Die Schützenkompanie "Sepp Kerschbaumer" Eppan war es dann, die unter dem
Kommando von Hptm. Michael Wenter eine Ehrensalve
abfeuerte. Anschließend spielte die Musikkapelle St. Michael
Eppan das Lied vom "Guten Kameraden" und am ehemaligen
Grab Kerschbaumers (heute liegt Sepp Kerschbaumer in
Frangart, in seinem Heimatort begraben) wurde ein Kranz
niedergelegt. Abgeschlossen wurde die sehr würdige
Gedenkfeier traditionsgemäß mit der Tiroler Landeshymne.
Viel Prominenz aus Schützenkreisen und dem
volkstumspolitischen Lager war auch heuer wieder in St.
Pauls anwesend. Aus der Politik waren die Abgeordneten zum
Südtiroler Landtag Martha Stocker, Eva Klotz, Ulli Mair,
Sigmar Stocker und Sven Knoll gekommen. Zudem wohnte
der Bürgermeister von Eppan, Wilfried Trettl, der Feier bei.
Der Andreas Hofer Bund Tirol war mit der Fahnenabordnung
vertreten. Der Andreas Hofer Bund Deutschland war mit dem
Obmannstellvertreter Hermann Unterkircher anwesend.
Andreas Hofer Bund e.V.