Andreas Hofer Bund e.V.
© Andreas Hofer Bund e.V. 2015
St. Pauls
Ansprache vom Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang!
Ich begrüße alle Tirolerinnen und Tiroler, Marketenderinnen und
Schützen aus allen Teilen Tirols, Heimatbundmitglieder und
Volksvertreter!
En salüde y benodü a düc i scizeri y la jont de dötes les vals dla
Ladinia.
Un Benvenuto ai Tirolesi di madrelingua italiana, alle
Marketenderinnen e ai Schützen! Anche a tutti gli altri amici! Grazie
per la vostra partecipazione.
Jedes Jahr kommen wir zu diesem ernsten, würdigen Gedenken an Sepp
Kerschbaumer und seine Mitstreiter zusammen. Wir gedenken
beispielhafter Frauen und Männer, die ihr Leben selbstlos in den Dienst
der Heimat stellten und Opfer der Staatsgewalt wurden.
Wir erinnern uns:
Vor zehn Jahren kehrte am 20. Dezember 2006 der Freiheitskämpfer
Heinrich Oberlechner nur mehr als Toter in seine Heimat zurück. Ihr
Schützen habt den Freiheitskämpfer damals am Brenner abgeholt und
ihn ehrenvoll auf seinem letzten Weg begleitet. Ob auch seine
Kameraden nur mehr als Tote in das südliche Tirol zurückkehren werden?
Wo bleibt der Einsatz unserer Politiker für eine Generalamnestie?
Die Freiheitskämpfer konnten nicht mitansehen, wie Jahr für Jahr die Italienisierung voranschritt und die Staatsgewalt nur das eine Ziel
kannte: Die Südtiroler in ihrer angestammten Heimat in die Minderheit zu drängen. Sie handelten in einer Notsituation, die keinen anderen
Ausweg mehr ließ. Dies hat auch Silvius Magnago in seiner Rede vor der SVP-Landesversammlung von 1976 dann ausdrücklich anerkannt.
Das Recht eines jeden Volkes, seine Existenz zu sichern, ist ein Naturrecht aller Völker, auch wenn sie nur als Minderheit in einem fremden
Staat leben, der sich noch dazu das Territorium imperialistisch angeeignet hat.
Die Annexion von 1919 bleibt ein Unrecht, wie auch der Südtiroler Landtag vor Jahren in einem Beschluss festgestellt hat. Den Aktionen der
Feuernacht, die sich heuer zum 55. Mal jährt, ging das staatliche Ausbürgerungsgesetz voraus. Das Parteiorgan der Democrazia Cristiana,
der L’ADIGE, hatte von der Regierung gefordert, sie solle gegen unbequeme, patriotische Südtiroler vorgehen, ihnen die Staatsbürgerschaft
entziehen und sie ausweisen. Der von der DC beherrschte Senat verabschiedete am 27. April 1961 das Ausbürgerungsgesetz.
Kreisky warnte. Und Heimattreue Tiroler handelten!
Umso schwerer wiegt die damalige Reaktion des Machtstaates gegen die Südtirol-Aktivisten. Umso unentschuldbarer bleibt die grauenhafte
Folter- und Mörderpraxis jener staatlichen Institution, die sich bei ihren Untaten durch die zuständigen Minister und den kollektiven Geist
der Regierung speziell gedeckt fühlte. Und Rom versucht bis heute, aus Südtirol eine italienische Provinz zu machen.
Haben wir daraus gelernt? Vertraute man nicht jetzt wieder zu vorschnell auf eine angebliche Schutzklausel? Die leidvolle Erfahrung der
Südtiroler mahnt zur Vorsicht vor Gefälligkeitsgesten an den italienischen Staat. Bedenkt die neue Generation diese Erfahrungen nicht?
Sehen wir nicht befremdende Anzeichen der Aufgabe von Grundsätzen der Volkstumspolitik?
Müssen wir nicht Bedenken hegen, wenn die Bestrebungen für einen österreichischen Pass oder für das unveräußerliche
Selbstbestimmungsrecht der Völker im Falle Südtirols als uninteressant, ja als bedeutungslos beiseitegeschoben werden?
Die jetzige Generation erfährt heute die Segnungen der Zwischenlösung Autonomie. Daran hat der damalige Widerstand des BAS
entscheidenden Anteil. Heute sind Deutsche, Ladiner und mit ihnen 130.000 Italiener in Südtirol gemeinsame Nutznießer.
Und es liegt an uns, gemeinsam diese kleine Region im Herzen Europas, in eine freie, selbstbestimmte Zukunft zu führen.