Andreas Hofer Bund e.V.
© Andreas Hofer Bund e.V. 2015
St. Pauls
Gedenkfeier für Freiheitskämpfer der 60iger Jahre
Zum wiederholten Male wurde die Sepp-Kerschbaumer-Gedenkfeier, verglichen mit den vergangenen Jahren, in außergewöhnlicher
Form abgehalten. Am Mittwoch, den 8. Dezember 2021 lud der Südtiroler Heimatbund und der Südtiroler Schützenbund erneut zur
Gedenkfeier in St. Pauls ein, um der verstorbenen und lebenden Tiroler Freiheitskämpfer Respekt und Dank zu erweisen.
Mit der Meldung an die Höchstanwesenden begann pünktlich um 10 Uhr die Feier vor dem Paulsner Dom. Nach der abgeschrittenen
Front aller Schützen-Formationen marschierten die Teilnehmer im Prozessionsschritt bis zum Friedhof, wo Roland Lang, Obmann des
Südtiroler Heimatbundes, alle Tirolerinnen und Tiroler willkommen hieß.
In seinen einleitenden Worten erinnerte Lang an das heurige 60. Gedenkjahr der Feuernacht, dessen Geschehnisse und Auswirkungen.
„Einer, der mit seinem Einsatz Italien an den Verhandlungstisch zwang, war ohne Zweifel Sepp Mitterhofer“, erinnerte Lang an den
unlängst verstorbenen Tiroler Freiheitskämpfer.
Den Wortgottesdienst zelebrierten Pater Reinald Romaner OFM und Landeskurat Pater Christoph Waldner OT.
Die Gedenkrede hielt Dr. Eva Klotz, Tochter von Freiheitskämpfer Georg Klotz. Sie war 31 Jahre Abgeordnete im Südtiroler Landtag
und setzt sich nach wie vor für die Selbstbestimmung der Südtiroler ein:
„Es genügt nicht, über die zunehmend selbstzerstörerische Verleugnung der Tiroler Identität zu klagen. Wir müssen mit allen uns zur
Verfügung stehenden modernen demokratischen Mitteln für unsere Heimat und all das, was sie so einzigartig macht, kämpfen! Wenn
nicht die patriotischen Kräfte wie die Schützen, wer dann!“
Im Anschluss an die Gedenkrede spielte die Musikkapelle aus St.Pauls das Lied vom „Guten Kameraden“. Am ehemaligen Grab von
Sepp Kerschbaumer wurden Kränze niedergelegt. Mit eingebunden wurden dabei auch die Mitstreiter Sepp Kerschbaumers: Franz
Höfler, Anton Gostner, Luis Amplatz, Jörg Klotz, Kurt Welser, Sepp Mitterhofer und all jene Kameraden, die eine Strecke des Weges mit
ihnen gegangen sind. Die Ehrensalve feuerte die Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan ab. Abgeschlossen wurde die sehr
würdige Gedenkfeier mit der Tiroler Landeshymne und der österreichischen Bundeshymne.
„Ziel des italienischen Staates ist es, unser Landl in eine gleichgestellte ‚regione italiana‘ zu verwandeln. Wir werden uns mit einer
ständigen Bevormundung aus dem entfernten Rom niemals abfinden. Dieser Staat kann nicht unser Staat sein! Selbstbestimmung und
Ruf nach Freiheit ist die Antwort.
Denn unsere Heimat ist Tirol und unser Vaterland war immer schon Österreich“, mahnte Landeskommandant Renato des Dorides in
seinen abschließenden Dankesworten.
An der Gedenkfeier nahm der Andreas Hofer Bund e.V. mit Bundesvorsitzenden Hermann Unterkircher und der Andreas Hofer Bund für
Tirol mir Günther Schwaller teil.
Gedenkrede von Dr. Eva Klotz
Letzthin fiel mir ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 2013 in die Hände. Darin wurde die politische Orientierungslosigkeit der damals neu
gewählten Landesregierung beklagt. Heute, 8 Jahre später, muss das gründlich revidiert werden. In der Führungsspitze unseres Landes
herrscht mittlerweile Orientierung, eine ganz offene, und zwar die nach Rom ausgerichtete! An der Spitze der Präsident der
Provinzregierung Bolzano/ Bozen. Ich sage nicht „Landeshauptmann“, denn dieser Begriff weist in die Gegenrichtung, nach Norden,
nach Tirol auf das Vaterland Österreich!
Wer Italien so verinnerlicht hat, dass ihn dieser Vorwurf nicht mehr trifft, geschweige denn beleidigen könnte, der will keine
politische Veränderung, der hat auch kein Verständnis für den Ruf nach Selbstbestimmung und das „Los von Rom“!
Es genügt aber nicht, über die zunehmend selbstzerstörerische Verleugnung unserer Tiroler Herkunft und all dessen, was Tiroler
Identität ausmacht, zu jammern! Wir müssen mit allen zur Verfügung stehenden modernen demokratischen Mitteln für unsere Heimat
kämpfen, all das schützen und verteidigen, was sie so einzigartig macht!
Wie hat es damals in der linken 68er Bewegung geheißen? „Worte statt Kalaschnikovs!“
2017 hat uns der bekannte Journalist und große Tirol-Freund Prof. Dr. Reinhard Olt von dieser Stelle aus in Anlehnung an ein biblisches
Wort Folgendes zugerufen: „Löcken Sie wider den Stachel einer Politik derer, die nicht Willens zu sein scheinen, über den Tag hinaus
zu denken… wirken Sie mit, …über diesen Teil Tirols nachzudenken und Anstöße für seine selbstbestimmte Zukunft zu vermitteln!“
Lassen wir uns dabei nicht beirren oder entmutigen! Es war nie die Masse, die Veränderungen, auch politische, angeschoben hat. Es
waren immer wenige, Leute mit Mut und Weitsicht! Patriotische Kreise, wie auch die Schützen, haben in den letzten Jahrzehnten
gehalten und dafür gekämpft, dass das, was unsere Freiheitskämpfer, derer wir hier gedenken, unter größten persönlichen Opfern
bewirkt haben, nicht aufs Spiel gesetzt und zerstört wird! Und sagen wir es ganz offen: es profitieren und profitierten auch all jene,
die kein gutes Haar an ihnen lassen, die gegen Idealismus hetzen und all das in den Dreck ziehen, was Heimat ausmacht!
Ich schließe mit der Aussage von Bertold Brecht, mit welcher ich meine Grabrede für den jüngst verstorbenen Freiheitskämpfer Sepp
Mitterhofer begonnen hatte: „Die Schwachen kämpfen nicht. Die Starken kämpfen vielleicht eine Stunde lang. Die noch stärker sind,
kämpfen viele Jahre. Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang. Diese sind unentbehrlich!“
Und ich füge hier bewusst hinzu: Ihr seid unentbehrlich! Heimatliebe und Ideale werden nicht vergehen! Halten wir zusammen und
vermitteln wir den Jungen Vergangenheit und eine selbstbestimmte Zukunft!
Dankesworte von Lkdt. Renato des Dorides
Geschätzte Kameraden und Landsleute,
wir treffen uns hier im Gedenken an Sepp Kerschbaumer und seine Mitstreiter, wir trotzen vielen fraglichen Vorschriften – und Corona
Einschränkungen, wir ehren unsere Freiheitskämpfer – und gedenken mit Ehrfurcht und Respekt aller bereits verstorbenen Tiroler
Freiheitskämpfer der 60. Jahre.
Wir wollen uns aber auch jener – noch Lebenden erinnern – die ebenso schwere Folterungen durch Carabinieri erdulden – und lange
Strafen absitzen mussten.
Denken wir auch an jene Freiheitskämpfer – die im Exil Zuflucht gefunden haben – um unmenschlichen Misshandlungen zu entgehen.
Bis heute ist ihnen eine freie Wiederkehr in die Heimat versagt, da sie der Italienische Staat seit den 60. Jahren als „terroristi
latitanti“ mit internationalem Haftbefehl verfolgt und keinen Schlussstrich zieht.
Einigen von ihnen wurden schwerwiegende mörderische Attentate in die Schuhe geschoben, die sie niemals begangen haben.
Attentate, die nachweislich gezielt von geheimer Stelle gesteuert und durchgeführt wurden.
Dieser Staat, der sich demokratisch bezeichnet – dieser Staat bringt nicht den Mut auf, die seit über 60 Jahren im Exil lebenden –
zwischenzeitlich gealterten Widerstandskämpfer – zu begnadigen und wieder in ihre Heimat zu lassen.
Faschistisch geprägtes Machtgehabe, Rachegefühle? Oder Angst vor einigen über 80 Jährigen ehemaligen Tiroler Aktivisten?
Diesen Freiheitskämpfern – gebührt ebenso unser Dank und unsere Achtung – für den Mut, den sie aufbrachten – einem so mächtigen
Staat zu trotzen.
Dieser nationalgeprägte Staat, mit eindeutig zentralistischen Zielen – schert sich einen Teufel – um eine hart erkämpfte Autonomie im
südlichen Tirol.
Sein Ziel ist es, unser Landl in eine gleichgestellte regione italiana zu verwandeln. Soll das unser Staat sein? Wir werden uns mit einer
ständigen Bevormundung aus dem entfernten Rom niemals abfinden. Kameraden: dieser Staat kann nicht unser Staat sein! Und es gibt
nur eine Antwort darauf: Selbstbestimmung und Ruf nach Freiheit. Denn unsere Heimat ist Tirol und unser Vaterland war immer schon
Österreich.
Geschätzte Kameraden – Euch allen – ein großes Vergelt’s Gott für den Respekt, den ihr heute – hier den mutigen Männern des
Freiheitskampfes bezeugt. Danke euch allen für die Teilnahme an dieser Gedenkfeier und kemmts olle guat Hoam.
Begrüßung von SHB Obmann Roland Lang
Liebe Anwesende!
Im Juni gedachten wir der Feuernacht vor 60 Jahren. Was diese Männer zusammen mit ihren Frauen für die Heimat geleistet und
erlitten haben, darf nicht der Vergessenheit anheimfallen“. Ihnen ist die heutige Autonomie maßgeblich zu verdanken, das hat
Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago immer wieder betont. Ihre Aktionen haben die staatlich geförderte italienische Zuwanderung
aus dem Süden zum Stillstand gebracht und in der Folge hat sogar wieder eine Abwanderung stattgefunden.
Auch der ehemalige Ministerpräsident und EU- Kommissionspräsident Romano Prodi hat es heuer im September in Bozen bestätigt:
„Die Bombenanschläge haben klar gemacht, dass es so nicht weitergeht. Sie haben Angst verbreitet auf einer konstruktiven Ebene“.
An diesen Freiheitskämpfern ist der perfide Plan der „Politik der 51 Prozent“ gescheitert, welcher die Südtiroler in ihrer eigenen
Heimat zur rechtlosen Minderheit hätte machen sollen.
Der italienische Staat hatte in der Folge angesichts des weltweiten Aufsehens das alte Regime der Unterdrückung nicht weiterführen
können. Unter dem Druck weiterer Geschehnisse konnte zwar die ersehnte Selbstbestimmung für Südtirol nicht erreicht werden, aber
immerhin führte die Errichtung einer wesentlich verbesserten Autonomie zu einer Entspannung, zu dem Ende des gewaltsamen
Widerstandes und zu erträglichen demokratischen Verhältnissen.“
Einer, der mit seinem Einsatz Italien an den Verhandlungstisch zwang, war ohne Zweifel Sepp Mitterhofer. Er setzte sich ein Leben lang
für seine bedrohte Heimat ein, verbrachte dafür 8 Jahre im Kerker, seinen Kampfgeist für Südtirol konnten die vergitterten Fenster
aber nicht brechen.
Unermüdlich sein Einsatz, jede weite Fahrt, jede Sitzung war ihm recht, nur um für seine Heimat etwas zu erreichen. Bei vielen
Begräbnissen von Freiheitskämpfern hielt der Sepp eine Abschiedsrede. Auch die Gedenkfeier für Sepp Kerschbaumer am 8. Dezember
für die toten Kameraden war ihm sehr wichtig. Viele Jahre hindurch stand er an diesem Tag im Friedhof von St. Pauls und ehrte in
einer Ansprache seine Kameraden.
Deshalb steht bei der Gedenktafel für die bekanntesten Freiheitskämpfer heute auch sein Bild. Lieber Sepp, von uns allen ein
Vergeltsgott für Deinen Einsatz für ein freies Tirol.
Mehr als düster ist die Gegenwart unserer Heimat. Unter dem Vorwand des friedlichen Zusammenlebens wird die schleichende
Assimilierung gefördert: „Siamo in Italia“. Und obwohl eine Umfrage in diesem Frühjahr in Italien ergeben hat, dass 60 Prozent der
Italiener keine Probleme mit der Bezeichnung Sudtirolo haben, wird immer noch die faschistische Erfindung „Alto Adige“ verwendet.
Die Mehrheitsbeschlüsse des „Südtirol Konvents“, weil unbequem, hat man in den Schubladen verschwinden lassen.
Die Liste der volkstumspolitischen Vergehen ist sehr lang. Und man will Südtirol zu einer normalen italienischen Provinz umwandeln.
Immer noch! Und mit der Romhörigkeit und dem Mangel an Visionen wird das auch gelingen.
Südtirol muss wieder auf den Weg der Sicherung der deutsch- und ladinisch- sprachigen Volksgruppe gebracht werden. Wir müssen uns
wieder auf unsere Tiroler Wurzeln und die positiven Werte unserer Identität, unseres Brauchtums und unserer Traditionen besinnen.
100 Jahre Zwangsehe mit Italien sind genug. Sie waren schwer genug zu ertragen. Schluss damit!
Und zum Abschluss meiner Begrüßung möchte ich Euch noch die Worte von Kanonikus Michael Gamper zurufen, den auch der Sepp sehr
geschätzt hat, der als Sterbender einen Wunsch äußerte:
Haltet zusammen, vertraut auf Gott und wehrt euch eurer Rechte durch Zusammenhalt. Seid einig. In der gegenwärtigen schwierigen
Zeit der Spaltung und der Angst, sollten diese mahnenden Worte, ergänzt durch ein respektvolles Miteinander, unser Leben begleiten
und uns aufrichten.