Andreas Hofer Bund e.V.
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Innsbruck
Podiumsdiskussion: “50 Jahre Feuernacht - Einsichten und Aussichten”
INNSBRUCK- 14. Juni 2011. Die Podiumsdiskussion zum Thema „50 Jahre Feuernacht- Einsichten und Aussichten“ an der Uni Innsbruck,
die vom Südtiroler Schützenbund organisiert worden war, war ein voller Erfolg. In der lebhaften Diskussion zwischen Podiumsteilnehmer
und Puplikum wurden nicht nur spezielle Fragenzu den 60er Jahren erörtert, sondern es wurden auch verschiedene Zukunftsmodelle für
Tirol besprochen.
Über 120 Interessierte, darunter sehr viele Jungendliche, aber auch Politiker wie Nationalrat Hermann Gahr, der Südtirol-Sprecher der
ÖVP, Landtagsabgeordneter Sven Knoll von der Südtiroler Freiheit, außerdem ehemalige Südtirol Aktivisten wie der Pusterer Siegfried
Steger sowie Vertreter des Andreas Hofer Bund von Tirol und Deutschland warender Einladung des Südtiroler Schützenbundes gefolgt,
sich mit „Einsichten und Aussichten“ anläßlich der 50 Jahre seit der Feuernacht auseinander zu setzen.
Nach der Begrüßung durch Heinrich Seyr, den Landeskommandanten-Stellvertreter des Südtiroler Schützenbundes, eröffnete Moderator
Alfred Mair die Podiumsdiskussion, an der der Publizist Hans Karl Peterlini, Univ.-Prov. Helmut Heuberger, Mitbegründer des BAS und
nach der Feuernacht kurz an dessen Führungsspitze, der ehemalige Bundesratsabgeordnete und Südtirol Aktivist Helmut Kritzinger, die
Publizistin Birgit Mosser-Schuöcker – deren ORF Produktion über die „Herz Jesu Feuer Nacht“, der ehemalige Tiroler Landeshauptmann
Wendelin Weingartner sowie die beiden Freiheitskämpfer Herlinde und Klaudius Molling teilnahmen.
Hans Karl Peterlini ging auf das Zitat „Allzuoft sind die Helden der einen die Täter der anderen“ ein. Auf die Frage, mit welchen Begriff
die Aktivisten am besten bezeichnet werden könnten, erklärte er, daß das Wort „Freiheitskämpfer“ zu beladen sei. „Terroristen“ hätte
seit der RAF und spätestens nach dem 11. September eine andere Bedeutung erhalten, „Bumser“ sei zu abwertend; nachdem was sie
taten, sei „Attentäter“ die geeignetste Bezeichnung.
Prof. Helmut Heuberger erläuterte die damalige Situation und erklärte, warum er mitgemacht habe, obwohl seine Uni-Karriere dabei
aufs Höchste gefährdet war. Seinen Freiheitskampf sah er wie eine „Einberufung“, als eine Pflicht.
Helmut Kritzinger erörterte die Rolle der österreichischen Politiker und betonte, daß die maßgeblichen nicht nur eingeweiht waren,
sondern die Anschläge auch begrüßten.
Klaudius und Herlinde Molling hingegen erklärten, daß friedliche Demonstrationen und „Lichterketten“ in den 60er Jahren ebenso
unmöglich waren wie im 3. Reich und das die Politiker bereits lange mit Plakaten, Transparenten, und Parolen zum Handeln
aufgefordert wurden - allerdings ohne Erfolg.
Wendelin Weingartner stellte klar, daß die „Was wäre wenn“ Frage im Zusammenhang mit den Sprengungen nie seriös und
wissenschaftlich beantwortet werden könne. Daß aber die Feuernacht große Öffentlichwirksamkeit hatte und sie unter der Mitte - Links
Regierung von Aldo Moro in Italien zu einem Umdenken in Italien führte, das läge auf der Hand.
Birgit Mosser-Schuöcker berichtete, daß sie bei ihren Recherchen zwar von Quästur und Staatsanwaltschaft freundlich behandelt wurde,
aber de facto keine Unterlagen bekam; erst durch private Vermittlung erhielt sie Informationen aus Polizei - und Carabinieri Kreisen,
die sie in ihren Film und das entsprechende Buch einbauen konnte.
Daß sich die heutige Zeit gerade dazu anbiete, mit friedlichen Mitteln zu kämpfen, unterstrich Heinrich Seyr. Gewalt bringe nur Gewalt.
Auch in Zukunft werde der Südtiroler Schützenbund mit Demonstrationen und anderen friedlichen Mitteln darauf hinweisen, wie viel
Unrecht es in Südtirol immer noch gebe.
Nach einem Ausschnitt aus dem Film „Herz Jesu Feuernacht“ gingen die Teilnehmer auf verschiedene Fragen aus dem Publikum ein.
Unter anderem erläuterten sie die noch ambivalente Haltung Österreichs den Südtirolaktivisten, vor allem den politischen Flüchtlingen
gegenüber. Einerseits wollte Österreich, daß ja weder zur EG noch zur NATO gehörte und dementsprechend schwach war, nicht
international diskreditieren, andererseits nahm es die Aktivisten in Schutz und bezahlte die Anwaltskosten für die gesamten
Freiheitskämpfer der ersten Welle.
Anschließend wurden in einer lebhaften Diskussion, an der auch NR Hermann Gahr teilnahm, verschiedene Zukunftsmodelle für Tirol
besprochen. Hans Karl Peterlini wies darauf hin, daß die Autonomie einen gewissen Schutz biete, der Nationalstaat aber nicht
zwangsläufig die Identität vorgebe. Dabei unterstrich er die Brückenfunktion Tirols zwischen zwei verschiedenen Kulturräumen.
Helmut Kritzinger übte Kritik an der Utopie eines Freistaates Südtirol. Dafür würde es international nie Unterstützung erhalten.
Vielmehr sollte an einem gemeinsamen Tirol gearbeitet werden. Viel mehr Unterstützung im Kampf gegen die faschistischen Relikte
forderte er von Österreich; diese würden immer einen Triumph des Faschismus bedeuten und Pilgerstätten für Extremisten bleiben.
NR Hermann Gahr ging vor allem auf die noch offene Toponomastik-Frage ein und machte wenig Hoffnung, daß dieses Problem noch
unter dieser Landesregierung gelöst würde.
Wendelin Weingartner mahnte an, daß beim Gestalten des gemeinsamen Tirol oder der Europaregion Tirol das Trentino nicht vergessen
werden dürfe. Ihm schwebe eine „Kulturzone Tirol“ vor, in der die Sprache eine untergeordnete Rolle spiele. Auch warnte er vor der
derzeitigen Strategie Italiens, Südtirol zu „umarmen“. Zu leicht könne dem Land dabei die Luft ausgehen. Die Politik könne sich den
Zukunftswünschen der Südtiroler nicht verschließen, wenn sie auf breitem Fundament stünden, so Weingartner abschließend.
Bei der Veranstaltung war der Vizeobmann des Andreas Hofer Bundes Deutschland Hermann Unterkircher anwesend. Als Besucher
nahmen Herr Nöhmeier mit Gattin vom Radio Oberland Garmisch-Partenkirchen teil. Herr Nöhmeier moderierte eine Sendung über den
Freiheitskampf im Lokalradio von Garmisch-Partenkirchen, Bayern.