Andreas Hofer Bund e.V.
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Absam

Letzter Abschied von Regina Obleitner

Eine selbstlose Helferin verfolgter Freiheitskämpfer.

In den 1960er Jahren hatten verfolgte Südtiroler Freiheitskämpfer im Nordtiroler Absam Zuflucht und Hilfe bei der Familie des weit über die Grenzen Tirols hinaus bekannten bekannten Bildhauers Karl Obleitner gefunden. Sie wurden gastfreundlich aufgenommen, kostenlos beherbergt und versorgt und auch mit Geld unterstützt, obwohl die Familie Obleitner bei Gott nicht reich war. Karl Obleitner half geflüchteten Südtirolern bei der Überquerung der Grenze, wobei auch er viel riskierte. Karl Obleitners Frau Regina nahm sich mit besonderer Fürsorge der Verfolgten an, zu denen Georg Klotz, Peter Kienesberger und andere BAS-Mitglieder zählten. Wie der Andreas Hofer-Bund Tirol am 4. Juli mitteilte, ist Frau Regina Obleitner (geb. Scheiber) nun am 30. Juni 2020 im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Regina entstammte einer kinderreichen Bergbauernfamilie aus Untergurgel im Ötztal. Über ihre Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit berichtet die Freiheitskämpferin Herlinde Molling in ihrem 2011 erschienenen Buch „So planten wir die Feuernacht“. „Regina Obleitner, die Frau des Bildhauers Karl Obleitner in Absam, erzählte mir am 8. November 2010 von der Zeit, als Jörg Klotz im Haus aufgenommen war. Die räumlichen Verhältnisse der Familie Obleitner mit vier kleinen Kindern waren äußerst beengt, im Hause gab es die Küche, eine Stube, eine Kammer und unterm Dach noch ein Kammerle. Eineinhalb Jahre wohnte Jörg Klotz hier. Der Familie Obleitner war Südtirol jedes Opfer wert, sie setzte ihre bescheidenen Mittel bedenkenlos ein, wenn es zu helfen galt. Vater Hans Obleitner hatte bei den Landesschützen, die später die Ehrenbezeichnung Kaiserschützen erhielten, im Ersten Weltkrieg an der Südfront gekämpft. Diese Erlebnisse haben ihn und in der Folge auch seinen Sohn Karl geprägt. Es war nicht leicht für Regina. Zu Jörg Klotz kamen immer viele und unterschiedliche Leute. Er bewohnte das Dachkammerle, aber mit seinen Besuchern hielt er sich in der Familienstube auf, und da wurde zumeist die ganze Nacht geredet, debattiert und ein Einsatzplan nach dem anderen geschmiedet. Regina oblag es, für Jausen und Getränke zu sorgen, wenn auch oftmals am Morgen für die Kinder kein Brot mehr da war. Es ist bewundernswert, wie Regina diese Belastungen hinnahm. Sie ging zum Gallerler-Bauern in Absam Kühe melken, dafür bekam sie unentgeltlich Milch, Geflügelhaferflocken kaufte sie billig bei der Genossenschaft, trieb sie durch die Fleischmaschine und bereitete so Flaschennahrung für den Säugling und Mus für die größeren Kinder. Oftmals fehlte das Geld für einfachste Anschaffungen, wie z. B. Milchflaschen und Windeln. Karl Obleitner hatte 1959 den Wettbewerb für die bildhauerische Ausgestaltung der Schupfen-Kapelle gewonnen (neben dem Gasthaus ‚Schupfen‘ an der Brennerstraße gelegen). Zum Gedenken an die Freiheitskämpfe von 1809 hatte er die große ‚Schutzmantelmadonna‘ geschaffen. Für diese Arbeit musste er eine größere Werkstätte bauen, der Kredit dafür belastete das Familienbudget sehr. Dennoch stand das Haus Obleitner nicht nur Jörg Klotz, sondern auch anderen Exil-Südtirolern immer offen und sie kehrten dort oft und gerne ein. Die Kinder wurden unterwiesen, vor Gendarmen oder fremden Männern zu warnen, wenn diese sich dem Haus näherten, und zudem wurde ihnen eingeschärft, nichts über Jörg Klotz und seine Leute im Dorf zu erzählen. Karl Obleitner brach eine zweite Tür in das Haus, damit Leute, die von der Polizei gesucht wurden, leichter entkommen konnten.“ Soweit der berührende Bericht von Herlinde Molling. Mit Dankbarkeit erinnern wir uns an die selbstlose Patriotin und mutige Frau Regina Obleitner. Unser Mitgefühl gilt ihrem Mann und den Familienangehörigen. An der Beerdigung nahmen Politiker aus Südtirol, der Andreas Hofer Bund e.V und der Andreas Hofer Bund für Tirol teil.
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