Andreas Hofer Bund e.V.
© Andreas Hofer Bund e.V. 2015
Innsbruck
Gedenkrede von Pius Leitner ehemaliger Abgeordneter zum Südtiroler Landtag
Sehr geehrte Anwesende!
Gerne bin ich der Einladung des Andreas-Hofer-Bundes gefolgt und dem Wunsch
nachgekommen, bei der Einweihungsfeier des Franz Innerhofer Denkmals am
Heldenfriedhof Tummelplatz in Innsbruck einige Worte an die Versammelten zu
richten.
Nachdem bereits am 100. Todestag von Franz Innerhofer, am 24. April d. J., in dessen
Heimatort Marling eine denkwürdige Veranstaltung stattgefunden hat und am 11. Juli
d. J. vor dem Bozner Dom des beim Messeumzug 1921 schwer verletzten und dann
verstorbenen Giovanni Battista Dapra’ gedacht wurde, wird nun auch im nördlichen
Tirol der ersten Opfer des Faschismus gedacht. Dass Dapra’ an den direkten Folgen der
Verletzungen erlag, die er am „Knüppelsonntag“ erlitten hatte, wurde erst heuer
bekannt und entsprechend gewürdigt.
Dazu sagte der Hauptmann der Fleimstaler Schützen, Rodolfo Weber, bei der
Gedenkfeier in Bozen:
„100 Jahre! Dies ist die Zeit, die es gedauert hat, die Wahrheit über Giovanni Battista
Dapra’ herauszufinden. Eine noch unvollendete Geschichte, voller Mysterien, verursacht durch die Angst vor den 1921 grassierenden
faschistischen Truppen. Ein Schatten hinter Franz Innerhofer, dem heute Erinnerung und Gerechtigkeit gebührt. Eine von den
Menschen vergessene Seele, die in diesen tragischen Tagen im totalen Leiden von Familie und Freunden präsent ist, die gezwungen
sind, einen Mann heimlich zu begraben…..“
Dieses Denkmal möge daran erinnern, dass bereits ein halbes Jahr nach der (völkerrechtswidrigen) Annexion Südtirols durch Italien
und ein Jahr vor der eigentlichen Machtergreifung der Faschisten, die Südtiroler einen Vorgeschmack dessen bekamen, was auf sie
zukommen sollte.
Für den 24. April 1921 richtete der Verein „Bozner Messe“ ein „Ladschreiben in alle Täler und auf die Berge unseres Heimatlandes
Südtirol“ und bat um zahlreiche Teilnahme, „um der Welt und den Südtirolern selbst wieder einmal vor Augen zu führen, welch großer
Reichtum von Schönheit, Farbensinn und Formenfreude in den alten Trachten, auch einem Erbteil unserer Altvorderen, liegt.“
Der Aufruf des Vereins „Bozner Messe endete mit den Worten:
„Drum steckt dies Ladschreiben nicht hinter den Spiegel, Landsleute, sondern lest es von Haus zu Haus vor, bis Ihr ein ansehnliches
Trüpplein von Leuten beisammen habt, die am 24. April 1921 in schmucker Tracht nach Bozen kommen wollen. Und gebt uns bald
Nachricht! Mit alttirolischem und aufrichtigen Grüß Gott – der Verein „Bozner Messe“.
Dem Aufruf wurde zahlreich Folge geleistet und der Trachtenumzug, der um 13,45 Uhr begann, versprach ein unvergesslicher Tag zu
werden. Der Festumzug selbst war übrigens vom Generalkommissariat Luigi Credaro in Trient genehmigt worden. Gleichzeitig sollte
aber nicht vergessen werden, dass berechtigte Sorgen bezüglich eines Ansturms faschistischer Kampfgruppen sehr wohl bestanden.
Einerseits wirkten Tiroler Trachten auf die faschistischen Kampfverbände wie ein rotes Tuch und wie ein Angriff auf die Italianita’,
andererseits fand genau am Tag des Trachtenumzugs in Nordtirol eine Volksabstimmung über den „Anschluss an das Deutsche Reich“
statt.
Nachdem es in Bozen bereits am Vormittag des 24. April 1921 kleinere Scharmützel der Faschisten gab, überfielen am Nachmittag rund
300 bewaffnete faschistische Schwarzhemden den Tiroler Volkstrachtenumzug. Die Ausschreitungen forderten ein Todesopfer, 11
Schwerverletzte und 37 Leichtverletzte. Die Südtiroler Zeitungen veröffentlichten bereits am Tag nach den Ausschreitungen die lange
Liste der 48 Verletzten.
Selbstverständlich folgten den Ereignissen des „Blut- oder Knüppelsonntags“ zahlreiche Proteste. Noch am Abend berichteten die
Innsbrucker Nachrichten in einer Sonderausgabe darüber und vor dem italienischen Konsulat in Innsbruck demonstrierte eine größere
Menschenmenge lautstark gegen die Gewalttat in Bozen. Aus Protest gegen die faschistischen Ausschreitungen traten die Eisenbahner
und Postbediensteten noch am Sonntagabend in den Generalstreik. Die Südtiroler Parteien, damals unter dem Dach des „Deutschen
Verbandes“ Rom gegenüber vereint, protestierten ebenso wie die italienischen Sozialdemokraten. Am 25. April 1921 sprachen vom
Balkon des ersten Stockes des Gasthofs „Zur Sonne“ Franz Tappeiner für die Sozialdemokratische Partei, Carlo Biamino für die
italienischen Sozialdemokraten und Eisenbahner, Dr. Reut-Nicolussi für die Volkspartei und Georg von Tschurtschenthaler für die
Deutschfreiheitliche Partei. Reut-Nicolussi beendete seine flammende rede mit den Worten:
„Erschlagen haben sie gestern den Franz Innerhofer, aber erschlagen haben sie gleichzeitig auch den letzten Rest von Sympathie, der
vielleicht in diesem Lande noch für Italien geherrscht hat. Leben aber wird die deutsche Treue, wenn auch das deutsche Volk heute
noch aus tausend Wunden blutet. Aber deutscher Geist ist herrlich und groß. Wir freuen uns dieses deutschen Geistes. Und wollen
auch in dieser schweren Stunde erneuern das Bekenntnis zum deutschen Volke und zu diesem deutschen Geiste.“ Diese
deutschnationalen Töne von Reut-Nicolussi können wohl auch als Anspielung auf das am Vortag erzielte überwältigende
Abstimmungsergebnis in Nordtirol für den Anschluss an Deutschland interpretiert werden.
Der „Blutsonntag“ forderte mit dem Marlinger Lehrer Franz Innerhofer das erste Opfer des Faschismus. Dazu schrieb die Meraner
Zeitung:
„Herr Innerhofer zog in der Musikkapelle mit der großen Trommel mit. Als dann die Bombe fiel, nahm er einen Knaben aus Marling, für
dessen Sicherheit er sich verbürgt hatte und flüchtete mit ihm durch die Rauschertorgasse bis zum Ansitz Stillerhof und dort hinein. Er
war schon hinter dem Tor und in dem Augenblick schoß der Faschist den Revolver auf ihn ab. Betend verschied er kurze Zeit später
unter dem Beistande eines Eucharistenpaters – ein ergreifendes Sterben im Dienste seiner hl. Pflicht, ein Trost für die Angehörigen,
seine Frau, die erst vor ein paar Wochen ihrem Gatten ein Kindlein geschenkt hatte.“ Bei dem Kindlein handelt es sich um die
Berühmte Mundartdichterin Mariedl Innerhofer.
Um ein Stimmungsbild in Innerhofers Heimatgemeinde Marling wiederzugeben, zitiere ich aus der Grabrede des Gemeindevorsteher-
Stellvertreters Martin Gamper:
„Die Gemeinde Marling hat einen großen Verlust erlitten, indem unser Schulleiter, der Lehrer Franz, der am Sonntag gesund und
munter, ohne Arges zu ahnen, mit unserer Musikkapelle nach Bozen gefahren ist, dort von einem Welschen aus Haß, weil er ein
Deutscher ist, meuchlings erschossen wurde. Man kann das fast nicht fassen. Wir haben besondere Ursache, ihn zu ehren, weil er uns
am nächsten stand und wir sind stolz auf ihn. Wir wissen, was er für die Gemeinde geleistet hat als Lehrer, Zahlmeister der
Raiffeisenkassa, Aushilfssekretär, als Organist und bei verschiedenen anderen Dingen und Gelegenheiten, und darum dankt, trauert
und weint die ganze Gemeinde.“
Dieses traurige Ereignis bewegte jedoch ganz Südtirol. Schlagzeilen der Südtiroler Tageszeitungen lauteten: „Die blutige Bozner
Messe“, „Die Faschisten- Blutvesper in Bozen“, „Ein scheußliches Blutbad“, „Der Bozner Blutsonntag“, „Es blutete der Brüder Herz“,
„Die deutschen Blutopfer zu Georgi 1921“.
Das Begräbnis von Franz Innerhofer war eine Demonstration Südtirols. Der Leichenzug von Bozen nach Marling und das Begräbnis in
Marling selbst mit über 5.000 Menschen waren aber auch ein Vermächtnis an die Nachwelt. Willi von Walther von der
Deutschfreiheitlichen Partei sowie Reut-Nicolussi vom Deutschen Verband hoben in ihren Grabreden hervor, warum Franz Innerhofer
hatte sterben müssen und hielten fest, dass das Südtiroler Volk den Franz Innerhofer niemals vergessen werde, weil er der erste
Blutzeuge sei.
Liebe Anwesende, wir haben besondere Ursache, dieses Ereignis in fortwährender Erinnerung zu bewahren, weil es Sinnbild ist für
Entwicklungen, die schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Dazu ein kurzer Lagebericht über die politischen Zustände jener Zeit:
Faschistischen Übergriffen wie jenem in Bozen im Jahre 1921 waren in Italien bereits solche seit 1919 vorausgegangen. In der
Nachkriegszeit setzte die zunehmend stärker werdende faschistische Bewegung durch ihre Störaktionen und Terrorakte die italienische
Regierung immer mehr unter Druck.
In Südtirol wurde die erste faschistische Ortsgruppe im Februar 1921 in Bozen gegründet, nachdem wenige Tage vorher Faschisten aus
Trient in Auer und Salurn österreichische Symbole gewaltsam entfernt hatten. Im März folgte die Gründung einer faschistischen
Ortsgruppe im Eisenbahnerdorf Franzensfeste. Diese Kampfverbände waren anfangs schwach besetzt, dass sie bei ihren Störaktionen
auf Verstärkung aus anderen Provinzen angewiesen waren – so geschehen auch beim Bozner Messeumzug am 24. April 1921.
Ein öffentlicher Protest gegen den Generalkommissar Credaro sowie die systematische Zerstörung deutscher Inschriften und
Aufschriften in Bozen und Umgebung zählten zu ihren ersten Aktivitäten. Als Reaktion auf die ersten faschistischen Übergriffe nützten
die Südtiroler jede öffentliche Veranstaltung, um ihre Autonomieansprüche und ihre kulturelle Eigenständigkeit zur Schau zu stellen.
So nahmen beispielsweise am 10. April 1921 an der traditionellen Kassiansprozession in Brixen über 5.000 Personen teil.
In jenen Wochen der sich häufenden politischen Spannungen sandten die Faschisten je ein Exemplar der Zeitung „Popolo d’Italia“ an
die Redaktion der Zeitung Der Tiroler sowie an den Bürgermeister von Bozen mit einem rot markierten Artikel. Darin stand u. a.
geschrieben:
„Vielleicht glauben die Deutschen, dass alle Italiener vom Schlage eines Credaros seien. Da irren sie sich aber gewaltig. In Italien gibt
es mehrere Hunderttausend Faschisten, die bereit sind, Südtirol eher zu zerstören und zu verwüsten, als die Trikolore, die auf der
Vetta d’Italia weht, einziehen zu lassen. Wenn die Deutschen verprügelt und zerstampft werden müssen, um Vernunft anzunehmen,
wohlan, wir sind bereit.“
Die Geschichte des Faschismus und seiner Folgen für Südtirol sind bekannt. Ob es eine günstige Fügung des Schicksals war, dass
Südtirol seine deutsche Seele bewahren konnte oder ob es der Wille und Einsatz Vieler war, der die Auslöschung verhinderte, darüber
wurde und wird viel geschrieben. Man kann sich nur wünschen, dass Franz Innerhofer immer wieder als Orientierungspunkt dient,
wenn es darum geht, den Anfängen totalitärer Entwicklungen zu trotzen.
Und damit, verehrte Versammelte, erlaube ich mir noch kurz ein paar Gedanken zu äußern, die mich im Jetzt und Heute bewegen.
Aus der Erfahrung, was Ideologien anrichten können und angerichtet haben, sollten wir das Auge für die Gefahren schärfen – egal ob
Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus, Liberalismus, neuerdings Ökologiesmus oder welche unheilvollen Ismen auch immer.
Im Mittelpunkt muss der Mensch mit seinem freien Willen stehen, der sich überzeugt und freiwillig einer Wertegemeinschaft
anschließt. Der Mensch ist eben auch ein Gesellschaftswesen, ein zoon politicon.
Ist der Faschismus tatsächlich verschwunden? Nicht immer kann man diesen Eindruck haben, wenn man etwa an faschistische Relikte
(Ortsnamen, Denkmäler usw.) denkt. Ärgerlichstes Symbol ist wohl das so genannte Siegesdenkmal in Bozen, erbaut auf den
Fundamenten eines Kaiserjägerdenkmals. Krasser kann man die Verachtung der Unterworfenen nicht zum Ausdruck bringen. Gibt es
etwas Beleidigenderes als die Aufschrift „Hic patriae fines siste signa. Hinc ceteros excoluimus lingua legibus artibus“?
Als damaliger Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes durfte ich am Pfingstmontag 1991, vor nunmehr 30 Jahren, den
Protestmarsch gegen die Sanierung dieses Schandmals anführen. Trotz des verhängten Verbots nahmen rund 5.000 Landsleute teil und
erteilten dem Staat Italien eine Lehrstunde in Sachen Demokratie. Letztendlich landeten wir vor dem italienischen Höchstgericht, der
Kassation, und wurden freigesprochen.
Das Vorhaben, das so genannte Siegesdenkmal in eine Gedenkstätte umzuwandeln, ist nicht wirklich gelungen. Der Historiker Hans
Heiss gratulierte neulich in der Wochenzeitung „ff“ seinem Kollegen Hannes Obermair zum 60. Geburtstag und schrieb dazu folgendes:
„….Das dortige Erbe von Nationalismus und Faschismen in der Geschichte wie im Stadtbild Bozens war eine Provokation, die es
aufzugreifen galt. Im Expertenteam, welches das Siegesdenkmal in eine Gedenkstätte umwandeln sollte, leistete Obermair einen
Hauptbeitrag. Als das umgestaltete Monument 2014 öffnete, war dies nach Jahrzehnten der Stagnation ein Quantensprung für eine
erneuerte Erinnerungsarbeit. Bozen setzte sich damit an die Spitze aller italienischen Städte, als ein auch international beachtetes
Vorbild…..“
Nun ja, wer die Bilder anlässlich der diesjährigen Fussball-Europameisterschaft vor Augen hat, als eine Meute fanatischer „Fans“ vor
dem Denkmal Trikolore schwingend den Sieg der italienischen Nationalmannschaft gegen jene Österreichs feierte, der kann nicht
übersehen, welchen Stellenwert das Denkmal für viele Italiener im Lande immer noch hat. Angesichts des Umstandes, dass inzwischen
auch deutsche Südtiroler solche Siege mitfeiern, muss die Frage erlaubt sein, ob wir uns des Erbes eines Franz Innerhofer würdig
erweisen. Die Sorge der Grande Dame der Südtirolpolitik, Frau Hofrat Viktoria Stadelmayr, aus den Südtirolern könnten einmal
deutschsprechende Italiener werden, war kein Kassandraruf, es war eine Warnung, die wir ernst nehmen sollten.
Der heutige Faschismus kommt in einem anderen Kleid daher, aber es gibt ihn. Faschisten wollen keine offene Diskussion mit politisch
Andersdenkenden, sie grenzen aus, sie wollen bestimmen und beherrschen. Solch faschistoide Züge sind erkennbar bei der linksgrünen
„Political Correctness“, beim Genderismus, bei der „Cancel Culture“, bei Aktionen der Antifa usw.
Der linke Zeitgeist beansprucht immer dreister die Deutungshoheit über Worte und Begriffe. Wer aber die Macht besitzt, Wörter und
Begriffe umzudeuten, dringt in unsere Gedankenwelt ein. Dies birgt unweigerlich die Gefahr, dass unser Denken gesteuert wird und
wir zu Erfüllungsgehilfen von Ideologien gemacht werden.
Morgen wird in Südtirol der „Tag der Autonomie“ begangen, in Erinnerung an den Abschluss des Pariser Vertrages vom 5. September
1946. Es ist nur billig und recht, darauf hinzuweisen, welche positiven Ergebnisse diesem eineinhalb maschinengeschriebenen
Schriftstück erwachsen sind. Ebenso muss aber darauf hingewiesen werden, dass mit der erneuten Verweigerung des
Selbstbestimmungsrechtes das Unrecht der Teilung Tirols fortgeschrieben wurde und dass nicht alle Wunden des Faschismus verheilt
sind. Die Ortsnamensfrage ist ebenso wenig gelöst wie das Recht auf Gebrauch der Muttersprache teilweise – und wieder immer öfter –
nicht in Anspruch genommen werden kann. Der ethnische Proporz, wonach öffentliche Stellen und Sozialleistungen aufgrund der
Sprachgruppenstärke vergeben werden, wurde aufgeweicht und letzthin sogar mit einer Durchführungsbestimmung (also mit
Zustimmung Südtirols) zusätzlich verwässert. Von grundsätzlicher Bedeutung ist jedoch das Problem der unkontrollierten
Zuwanderung. Dieses war bei der Unterzeichnung des Pariser Vertrages und bei der Verabschiedung des 2. Autonomiestatuts natürlich
nicht absehbar, stellt uns nun aber vor große Herausforderungen. Wurde der Pariser Vertrag ausschließlich zum Schutz der deutschen
Volksgruppe abgeschlossen (die Ladiner fanden erst mit dem Autonomiestatut Eingang und Anerkennung), so wurde daraus mit der
Anwendung von Autonomiebestimmungen ein Volksgruppenausgleich. Es ist wohl im Interesse aller, dass die drei Volksgruppen friedlich
miteinender auskommen; wenn aber der Ursprung entkernt wird, ist es ein Schaden für alle. Wie viele Zuwanderer werden sich künftig
bei der Volkszählung der italienischen Sprachgruppe zugehörig erklären? Die Tendenz zuungunsten der deutschen und ladinischen
Volksgruppe zeichnet sich ab. Gleichzeitig gereicht es den Italienern im Lande zum Nachteil, wenn sie für Posten und Zuwendungen
„Konkurrenz“ erfahren.
Es ist schon klar, dass die Geschichte nichts Statisches ist und dass jedes Gemeinwesen neuen Entwicklungen Rechnung tragen muss.
Grundrechte müssen jedoch geschützt werden, soll der Frieden beständig und von Dauer sein.
Historiker streiten immer noch darüber, ob Bruno Kreisky beizupflichten ist, der Pariser Vertrag sei ein „einmaliges Dokument
österreichischer Schwäche“, ob Viktoria Stadelmayer und Michael Gehler beizupflichten ist, Österreich habe nicht das „maximal
Mögliche“ herausgeholt oder ob Rolf Steininger richtig liegt, wenn er behauptet, die Alternative wäre gewesen, mit leeren Händen aus
Paris heimzukehren.
Dem italienischen Schriftsteller Ignazio Silone wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht
sagen: Ich bin der Faschismus. Nein, er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“ Demnach sind die heutigen Antifas die neuen
Faschisten! Sie sagen: Keine Toleranz mit den Intoleranten. Dabei ist Toleranz doch immer auch die Freiheit der anderen oder, um es
mit Rosa Luxemburg zu sagen: Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden. Davon ist der bestimmende (undemokratische)
Zeitgeist weit entfernt und mir fällt dazu folgende Aussage ein: „Ich habe den Eindruck, dass die Toleranz bald ein solches Niveau
erreichen wird, dass selbst Weisen verboten ist zu denken, um nicht dumme Gefühle zu verletzen.“
Liebe Anwesende, die Erinnerung an Franz Innerhofer gebietet es, dem Zeitgeist zu widerstehen – im Sinne von Freiheit und
Menschenwürde. Gerade in Zeiten von Krisen gilt es, Farbe zu bekennen und Mut zu zeigen. „Habe Mut, Dich Deines eigenen
Verstandes zu bedienen“, sagte Immanuel Kant und Dante Alighieri, dessen 700. Todestages heuer gedacht wird meinte: „Der heißeste
Platz der Hölle ist für jene bestimmt, die in Zeiten der Krise neutral bleiben.“