Andreas Hofer Bund e.V.
© Andreas Hofer Bund e.V. 2015
Bruneck
Heimat in Bewegung - Unabhängigkeitstag in Bruneck
Mit weiß-roten Flaggen forderten tausende heimatliebende Menschen die
Unabhängigkeit und die Freiheit ihres Landes. Die Devise lautete "Iatz", so wie es die
Tiroler im Volksmund ausdrücken. Die Südtiroler haben ein klares Ziel vor ihren Augen,
sie fordern das lang ersehnte "Los von Rom"! Und diese Forderung hallte bei
Sprechchören durch die Stadtgasse der Rienzstadt.
Es war ein Volksfest der besonderen Art, ein stimmungsvolles Fest für Jung und Alt und
zugleich eine atemberaubende Willensbekundung mitten im Pusterer Hauptort.
Abgesehen davon, dass die Südtiroler kulturell und sprachlich überhaupt nicht zu Italien
gehören, haben die Menschen erkannt, dass es auch ohne Italien geht. Und dass Italien
die eigene Entwicklung bremst. Sie sind überzeugt, dass es der Weg der Unabhängigkeit
ist, den es zu beschreiten gilt.
Auch andere nach Unabhängigkeit strebende Völker aus ganz Europa waren dabei:
Vertreter aus Katalonien, Flandern, Schottland, Venetien, Bayern, Triest, der
Lombardei und dem Baskenland. Eines haben diese Völker alle gemeinsam: Sie gehören
alle einem Staat an, der nicht der ihre ist. Sie wollen selbst über ihre Zukunft
bestimmen. Seite an Seite kämpfen sie mit den Südtirolern für eine echte Freiheit ohne
Fremdbestimmung.
Zu Beginn der Veranstaltung sorgte die Pusterer Musikgruppe Volxrock für eine
ausgelassene Stimmung.
Die deutschen Landtagsparteien stellten an Informationsständen ihre Zukunftsvisionen
vor. Eine eigens herausgegebene Veranstaltungszeitung "iatz!" informierte die Besucher
über die Unabhängigkeitsbestrebungen und die verschiedenen Loslösungsmodelle. Der
Gastgeber der Veranstaltung selbst, der Südtiroler Schützenbund, bekennt sich in seinen
Statuten zur Selbstbestimmung und zur Einheit des Landes Tirol. Am Rathausplatz konnte
man die Freiheitsgedanken der Besucher regelrecht spüren: "Es muss endlich etwas
geschehen, so der breite Tenor. Die Südtiroler müssen selbst frei bestimmen können, wo
und wie sie leben wollen. Wir schaffen es!"
Das Programm des Volksfestes war umfangreich. Besondere Farbe verliehen der
Veranstaltung Tiroler Volks- und Brauchtumsgruppen. Volkstanzgruppen, sogar aus
Buchenstein und Anpezo, Schuhplattlergruppen, Alphornbläser, Böhmische Musikgruppen,
Schwegler, Trommler, viele Goaßlschnöller und Ziachorglspieler, Sänger und viele mehr
stellten ihr Können unter Beweis. An einem Schießstand konnten die Besucher ihr Auge
üben. Auch die Jüngsten wurden bestens unterhalten.
Beim Staffellauf kam auch der sportliche Aspekt nicht zu kurz. Aber nicht nur
körperlich waren die Südtiroler in "Bewegung", sie sind es besonders geistig, und sie
sehen mit Zuversicht nach vorne.
Es folgten Grußworte der europäischen Völker. Der Baske Manu Gomez berichtete in
seiner Muttersprache, dass das Referendum in Arrankudiaga zwar noch nicht die
Unabhängigkeit des Baskenlandes gebracht hat, dass damit aber ein Schneeball ins
Rollen gebracht wurde, der nicht mehr aufzuhalten ist.
Auch Shona McAlpine aus Schottland berichtete darüber, dass beim letzten Referendum
nur ein kleiner Prozentsatz fehlte, um aus Schottland einen unabhängigen Staat zu
machen, aber dass sich seither politisch viel getan habe. Gerade erst bei den Wahlen in
der vergangenen Woche im Schottischen Parlament hätten die
Unabhängigkeitsbefürworter die Mehrheit der Sitze gewonnen.
Anna Arqué aus Katalonien, die bereits im Februar in Meran anlässlich der Andreas-Hofer-Feier eine beeindruckende Rede gehalten
hatte, bezeichnete Politiker, die vor den Nationalstaaten auf die Knie fallen und das internationale Recht auf Selbstbestimmung
verneinen, als Gefahr für die Demokratie.
Bart De Valck, der Sprecher der flämischen Volksbewegung VVB, appellierte daran, dass die Wirtschaft zwar wichtig sei, die
Eigenständigkeit stünde aber an erster Stelle. Ohne Eigenständigkeit gibt es keine Grundlage für Wohlstand und Wohlergehen", so De
Valck.
Unter dem Motto „Heimat in Bewegung – Los von Rom“ zogen am Nachmittag tausende Tiroler durch die Stadtgasse und dem Graben
von Bruneck, wo sich dem Auge ein beeindruckendes Fahnenmeer zeigte. Der Menschenzug übertraf alle Erwartungen.
Immer wieder durch großen Beifall unterbrochen wurde anschließend die Rede des Landeskommandanten der Schützen Elmar
Thaler, der mit Nachdruck kritisierte, wie sehr und in wie vielen Kernbereichen Südtirol immer noch vom guten Willen Roms abhängig
sei. „Wir haben ein starkes Vaterland, und wir sind ja nach wie vor − zumindest kulturell − ein Teil Österreichs!“, betonte Thaler. Und
genau da gelte es anzuknüpfen und weiterzudenken, denn es gebe sie nicht, die fertige Lösung, das perfekte Rezept für die
Unabhängigkeit für unser Land. „Niemand weiß, was er kann, bevor er’s versucht, und niemand weiß, was er erreichen kann, wenn er
nicht nach mehr strebt“, rief der Landeskommandant der Schützen in die begeisterte Menge und forderte von den Landleuten mehr
Mut: „Wer etwas schaffen will, der muss zuversichtlich sein, der muss anpacken wollen, der muss etwas wagen!
Den offiziellen Abschluss des Unabhängigkeitstages 2016 machte die bekannte österreichische Musikgruppe „Die Seer“.
Dieser zweite Unabhängigkeitstag dieser Art übertraf alle Erwartungen. Über 10.000 Personen hatten im Laufe des Tages die
Veranstaltung besucht. Es bleibt die Hoffnung, dass sich der „Ist-Zustand“ schon in absehbarer Zeit ändern wird. Unrechtsgrenzen
können in Europa friedlich richtiggestellt werden, das hat die Geschichte bereits gelehrt. Auch Deutschland wurde 1989 unerwartet
und entgegen aller Voraussagen wiedervereint. „Es braucht den Mut zum Bekenntnis, denn nichts ist für immer, und nichts ist für die
Ewigkeit“, so das Fazit des Veranstalters des Unabhängigkeitstages, des Südtiroler Schützenbundes.
Es waren der Obmann Ing Winfried Matuella, und viele Mitglieder des Andreas Hofer Bund Tirol dabei. Den Andreas Hofer Bund e.V.
Deutschland vertrat der Bundesvorsitzende Hermann Unterkircher.
Der „Unabhängigkeitstag“ von Bruneck – eine Nachbetrachtung
Von Reinhard Olt